Preisträger 2014/2015 KulturKometen

„Joyeux Noël – Heiligabend an der Westfront“

Ausstellungsprojekt des Hannah-Arendt-Gymnasiums Barsinghausen

Preisgeld 3.333 Euro

Laudatio: Uwe Kalwar, Leiter des Teams Kultur der Region Hannover

An Heiligabend 1914 verbrüderten sich deutsche, französische und britische Soldaten für wenige Stunden, sangen gemeinsam Weihnachtslieder, spielten Fußball und sorgten so für einen Moment des Friedens inmitten des 1. Weltkriegs.

Schüler des Hannah-Arendt-Gymnasiums haben eine Ausstellung für das Fußballmuseum Springe erarbeitet, die dieses historische Ereignis aufarbeitet und mit dem aktuellen Schicksal vieler Flüchtlinge verknüpft. Unterstützt wurden die Gymnasiasten dabei von Studierenden des Instituts für Berufspädagogik und Erwachsenenbildung der Leibniz Universität Hannover sowie von jugendlichen Kriegsflüchtlingen aus Syrien und Afghanistan aus den Sprachlernklassen der BBS 6.

Die jungen Menschen reisten für einen viertägigen Workshop an den Ort dieser ungewöhnlichen Feuerpause nach Ypern, Belgien. Dort arbeiteten sie gemeinsam an dem Projekt, lernten sich kennen und spielten Fußball.

Drei Gruppen, die sonst wenig Kontakt zueinander haben, kamen sich näher. Besonders den Flüchtlingen wurde kulturelle Teilhabe und die Verbesserung ihrer Deutschkenntnisse auf einem ganz besonderen Weg ermöglicht. Die Ausstellung kann noch bis September im Fußballmuseum Springe bewundert werden.

Die „KulturKometen“-Jury lobt die Verknüpfung eines historischen Themas mit gegenwärtigen Entwicklungen und Positionen. „Bemerkenswert sind der lebendige, dialogische Prozess sowie die vielfältigen originellen Ideen“, so die Jury. Dies sei vor allem auch der gelungenen Zusammenarbeit der unterschiedlichen Gruppen zu verdanken.

„Die Elisenstraße“

Theater- und Schreibprojekt der IGS Langenhagen

Preisgeld 3.333 Euro

Laudatio: Marlis Drevermann, Schul- und Kulturdezernentin, Landeshauptstadt Hannover

Die fiktive Geschichte der jüdischen Familie Stern und anderer Bewohner der ebenfalls fiktiven Elisenstraße in der Zeit von 1933 bis 1945 war Thema eines theaterpädagogischen Projektes der IGS Langenhagen. 180 Schüler des Jahrgangs 6, Fach- und Klassenlehrer waren fünf Wochen lang intensiv darin eingebunden. Das Projekt vereinte die Fächer Geschichte, Gesellschaftslehre, Religion und Deutsch in einem einzigartigen interdisziplinären Modell.

Unter der Leitung des Theaterpädagogen Hendrik Becker vom Theater Löwenherz schlüpften die Schüler in die Rollen verschiedener Bewohner der Elisenstraße. So lernten sie das Leben und wichtige Ereignisse zur Zeit des Nationalsozialismus kennen und konnten sich in die Charaktere von Fürsprechern, Verfolgten und Gegnern des Regimes einfühlen.

Ihre Empfindungen und Gedanken hielten die Schüler in Form von Briefen, Tagebucheinträgen und Berichten aus Sicht ihrer Figuren fest. Höhepunkt des Projektes war die Präsentation der Ergebnisse in der vollbesetzten Aula der IGS. Zusätzlich entstand ein 60-seitiges Magazin mit den Texten der Schüler, Hintergrundmaterial und Fotos.

„Ein ebenso kreatives wie hochwertiges Theater- und Schreibprojekt, das ein schwieriges Thema schülergerecht bearbeitet“, findet die Jury, „das Projekt wirkt in die ganze Schule.“ Möglich wurde dies durch das herausragende Konzept des Theaters Löwenherz.

„Mirandolina“

Theaterinszenierung der Goetheschule Hannover

Preisgeld 3.333 Euro

Laudatio: Janny Fuchs, Dramaturgin und Theaterpädagogin am Jungen Schauspiel

Eine Theater-AG wagt sich an die hohe Kunst der Commedia dell‘ Arte. Mit der Neuinszenierung von „La Locandiera“ von Carlo Goldoni von 1752 gelingt den Schülern um Regisseur Holger Warnecke eine überzeugende Darbietung ihres schauspielerischen wie musikalischen Talents. Die Geschichte um die begehrte Wirtin Mirandolina und ihre Verehrer zeichnet sich aus durch selbst komponierte Live-Musik, poppige Videos sowie handgemachte Kostüme und Masken. Rund 300 Probenstunden investierte jeder Darsteller – zusätzlich zu Unterricht und Abiturvorbereitung. Manch einer lernte extra ein Instrument.

„Theater mit professionellem Anspruch, von den Schülern auf einem hohen künstlerischen Niveau eindrucksvoll umgesetzt“, lobt die Jury das Projekt.

Positiv gewertet wurde die Zusammenarbeit mit Studierenden und Absolventen der Leibniz Universität, der Hochschule für Mode und Design, der Hochschule Hannover und des Studienseminars Hannover, die den Schülern ermöglichte, sich kreativ weiterzuentwickeln und die Produktion modern auszuformen.