Europäische Stimmung in Prag

Nach unserer Woche in Polen nahmen wir den Zug nach Prag. Die sechsstündige Reise gab uns eine Gelegenheit, unsere Beobachtungen aus Polen zu diskutieren, über die bisherige Reise nachzudenken und unsere Gespräche für Tschechien vorzubereiten. Die dortigen Diskussionen sollten sich als politischer herausstellen als bisher.

Wir trafen Barbara, eine 19-jährige gebürtige Tschechin, die für ihr Studium nach London möchte. Sie erklärte uns, dass die regierende ANO-Partei mit dem Versprechen der Korruptionsbekämpfung und Euroskepsis die Wahl gewann. Sie selbst ist jedoch proeuropäisch eingestellt, einer der Gründe dafür, dass sie ins Ausland ziehen will, „näher an Europa“. Sie hat das Gefühl hat, ihre Interessen als junger Mensch werden auf europäischer Ebene besser berücksichtigt als in ihrem eigenen Land.

Wir besuchten den Prager Altstädter Ring, Schauplatz der historischen Proteste des Landes gegen die Nazi-Besetzung und später das kommunistische Regime von 1989. Dort trafen wir Nicolo, einen promovierten Literaturwissenschaftler. Er erzählte uns, dass Tschechien derzeit mit vielen innerstaatlichen Konflikten konfrontiert ist. Vor kurzem erst hatten sich Zehntausende tschechische Bürger aus dem ganzen Land auf dem Platz versammelt, um den Rücktritt von Premierminister Andrej Babis zu fordern!

Zwischen den Diskussionen hatten wir zum Glück noch genug Zeit Prag zu erkunden. Die wunderschöne Stadt an der Moldau hat viel zu bieten. An vielen Orten sind Kirchen im gotischen Stil zu bestaunen, eingerahmt von gut erhaltener Architektur aus verschiedenen Jahrhunderten. Von oben ist das Ganze noch spektakulärer, wie wir auf der Spitze der Prager Burg feststellten. Der herrliche Panoramablick von dort wird am besten mit dem berühmten tschechischen Bier und den wunderbar traditionellen Trdelnik-Gebäck und Desserts genossen! Die berühmte Karlsbrücke bot eine Kulisse für den entspannten Abendausklang nach den Erkundungen.

Nach zweieinhalb Wochen können wir inzwischen eine Konstante in unseren Gesprächen beobachten. Trotz problematischer Situationen, sind viele junge Leute optimistisch eingestellt. Besonders in Prag, wo die amtierende Regierung sich nicht sehr proeuropäisch zeigt, gibt es auch viele Studentenbewegungen die der EU zugewandt sind.

Mit Prag hinter uns haben wir unsere Zeit in Zentral-Ost-Europa beendet. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Regionen waren deutlich, machten unsere Diskussionen aber umso interessanter. In der nächsten Zeit versuchen wir herauszufinden, welche Meinungen junge Menschen in Südeuropa vertreten.

Mehr zur Reise gibt’s auf Instagram: @tuistiftung