900 Kirchen und wir mittendrin: Rom und Neapel

Unser erster Halt in Südeuropa war in Rom. Die Stadt mit über 900 Kirchen und unzähligen historischen Monumenten zeigte sich von ihrer schönsten Seite. Wir erkundeten die vielen Kopfsteinpflastergassen Roms und trafen in einer auf Deborah. Die 28-jährige sieht die EU als eine Hoffnung für Verbesserung, allerdings hat sie nicht das Gefühl, dass junge Menschen in Italien sich genug politisch engagieren. Aus ihrer Sicht gibt es eine weit verbreitete Apathie unter jungen Italiener*innen welche ihre Wurzeln in der nationalen Politik hat.

Neben den politischen Turbulenzen erzählte Deborah uns, dass es in Italien schwierig ist einen Job zu finden, auch wenn man einen Universitätsabschluss besitzt. Sie hat das Gefühl, junge Menschen werden dazu gedrängt ins Ausland zu ziehen oder weiter zu studieren. „Hier (in Italien) brauchst du entweder einen Master mit Berufserfahrung und gute persönliche Kontakte – Netzwerken ist alles.“ Diese Ansicht konnten wir bestätigen, als wir weiter in den Süden reisten, nach Neapel.

Italien kämpft zwar gegen das Vorurteil des reichen Nordens und armen Südens an, allerdings mussten wir feststellen, dass ein Stück Wahrheit darin liegt. Obwohl Neapel nur etwa eine Stunde Zugfahrt entfernt von Rom liegt waren die Unterschiede in der Infrastruktur und den umliegenden Regionen immens.

Dort angekommen hatten wir die Möglichkeit, mit Orry van de Wauwer zu sprechen, einem belgischen Mitglied des Europaparlaments für die EVP-Fraktion. Orry erklärte uns die Schwierigkeiten, die auf dem Weg zu einer besseren Repräsentation der Bürger in der EU liegen. Außerdem brachte er uns den politischen Entscheidungsfindungsprozess der EU näher. Er erläuterte uns, welche Vorschläge er hat, diesen zu verbessern. Seiner Ansicht nach besteht die EU aus vielen individuellen Stimmen, die eher  ihre nationalen Interessen vertreten. Eine Reform der EU Kommission könnte das verändern. Die Kommission sollte damit zu einer Kollektiveinheit werden, die die Interessen aller berücksichtigt. Orry selbst hat in Belgien bereits einiges an Arbeit für die Integration von ethnischen Minderheiten geleistet und weiß um die Wichtigkeit der Berücksichtigung aller Interessen.

v.l.n.r. Onur, Bosse, Orry und Steve

Insgesamt verstärkten die Erfahrungen in Italien unsere zuvor gesammelten Erkenntnisse. Wir stellten ein Muster fest, zu den Ansichten gegenüber der EU, aber dennoch jedes Land hat seine eigenen Herausforderungen zu überwinden. In unseren Diskussionen konnten wir feststellen, dass Italien sich Problemen gegenüber sieht, die es auch in anderen südeuropäischen Ländern gibt – wie zum Beispiel Arbeitslosigkeit unter jungen Menschen, Brain Drain und zuletzt auch Rechtspopulismus.

Wir sind gespannt, ob sich unsere Beobachtungen in Italien mit denen in Athen und Marseille decken werden.

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